Der Epagneul Breton - ein besonders in der deutschsprachigen Schweiz weniger bekannter Jagdhund - gehört entwicklungsgeschichtlich zu den älteren Jagdhunderassen. Man vermutet, dass er aus dem ursprünglichen "Bretonischen Hühnerhund", einem struppigen kleineren, in den herrschaftlichen Gutsbetrieben der Bretagne in Nordfrankreich beheimateten Gebrauchshund hervorgeht.
Wie bei so vielen alten Rassen wird darüber spekuliert, wo er wohl seine Wurzeln haben könnte, da ähnliche Hunde überall in Europa auf der Jagd anzutreffen waren. Wie dem auch sei, Tatsache ist, dass langhaarige, in der Regel kastanienbraun-weisse Vogelhunde schon im Mittelalter und in der Renaissance auf zahlreichen Gemälden und Stickereien dargestellt wurden. Möglicher Urahne des Epagneul Breton könnte der kleine struppige Bretonische Hühnerhund sein, welcher von den ansässigen Jägern in der Bretagne als Jagdhund vor allem auf der Schnepfenjagd eingesetzt wurde. Zwischenzeitlich soll der English Setter oder der Laverack Setter eingekreuzt worden sein, was die ausgeprägten und hervorragenden Vorstehhundeigenschaften beweisen: Nase hoch, Kopf geradeaus und steife Rute. Der Epagneul Breton sucht mit hoher Nase und vermag, sich duckendes Federwild auf mehrere Dutzende Meter zu wittern und firm vorzustehen.
Wenn wir den heutigen Epagneul Breton betrachteten, so finden wir in Tat und Wahrheit viele Merkmale des Spaniels und des Englischen Setters vereinigt. Nicht nur in der äusseren Erscheinung, sondern vielmehr auch in den jagdlichen Eigenschaften beobachten wir den ausgeprägten Stöbertrieb und den Apportierwillen des Spaniels, daneben aber auch die weite Feldsuche und das sichere Vorstehen des Englischen Setters.
Der Epagneul Breton gehört nach der Einteilung der FCI (Fédération Cynologique Internationale) der Gruppe 7 an, also zu den kontinentalen Vorstehhunden, wie beispielsweise die Münsterländer und die Ungarischen Vorstehhunde. Die Anforderung, die an diese Gruppe jagdlicht gestellt werden, sind gross. Massgebend für die Bewertung der Leistungen sind die ebenfalls bei der FCI hinterlegten Prüfungsbestimmungen. Diese Prüfungen bezwecken die Feststellung der Brauchbarkeit für den vielseitigen Jagdbetrieb und damit den Ausweis für vorzüglichen Zuchtwert.
Diese Prüfungen umfassen folgende Disziplinen:
- Die Waldarbeit: Riemenarbeit, Fuchsschleppe, Hasenschleppe, Stöbern und Buschieren;
- Die Wasserarbeit: stöbern im Schilf ohne und hinter Ente, Verlorenbringen;
- Die Feldarbeit: Nasenarbeit, Suche, Vorstehen, Bringen, Schleppen;
- Der Gehorsam: verschiedene Kriterien der Wald-, Wasser- und Feldarbeit;
- Das Bringen: Fuchs, Hase, Federwild, Fuchs über Hindernis;
- Die Zusammenarbeit: mit dem Führer, die Arbeitsfreude.
Es ist also vor allem die Vielseitigkeit, die den Epagneul Breton - wie auch alle kontinentalen Vorstehhunde - auszeichnen soll. Wer über eine gewisse Erfahrung in der Abführung von Vorstehhunden verfügt, weiss auch, wie viel Hingabe, Zeit und Liebe zum Tier notwendig ist, um auf solchen Prüfungen bestehen zu können. Um so grösser ist dann die Freude, wenn das Ziel erreicht ist und die ersten Erfolge verzeichnet werden.
Die Arbeit mit Epagneuls Bretons unterscheidet sich grundlegend von jener mit den bei uns üblichen, speziell den Deutschen Vorstehhunden. Mit Zwang und Härte wird man bei diesen empfindsamen Bretons nichts oder das Gegenteil des Beabsichtigten erreichen: Bei dieser Rasse ist das Meister/Hund-Verhältnis von ausschlaggebender Bedeutung. Bilder, wie Sie leider noch allzu oft bei anderen, sogenannten "härteren Rassen" beobachtet werden, sieht man nie mit Epagneuls; jene Hunde, die sich kaum mehr vom Führer lösen, die beim geringsten Zeichen mit Arm oder Pfeife in sich zusammensinken und wie erschlagen liegen bleiben. Diese Tatsache ist wohl darauf zurückzuführen, dass der Epagneul Breton sehr feinfühlig und empfindsam ist und auch entsprechend auf Zwang reagiert.
Der Club suisse de l'Epagneul Breton bemüht sich, die gemäss Standard der FCI festgelegten Zuchtziele zu fördern und die Rasse nach Möglichkeit zu verbessern. Zur Erhaltung der Eigenarten einer Rasse gehört auch die zielgerechte Abführung der Hunde, also die jagdliche Praxis. Die mittlere Grösse des Epagneuls Breton (47 bis 51 cm) ermöglicht es, diese Rasse auch in bescheideneren Raumverhältnissen, wie sie heute vielfach in Stadtwohnungen in Kauf genommen werden müssen, zu halten. Hier hat der Epagneul Breton eine einmalige Chance: Seine Grösse, sein Temperament, seine Anpassungsfähigkeit, insbesondere aber auch seine Vielseitigkeit auf der Jagd ermöglichen auch einem Jäger mit den eingeschränkten Bedingungen einer Wohngemeinschaft die Haltung eines Jagdhundes. Im Gegenteil, hier wird das Verhältnis Meister-Hund besonders ausgeprägt manifestiert.
Betrachten wir den Epagneul Breton in seinem Exterieur, so können wir ihn wie folgt charakterisieren:
Grösse 47 bis 51 cm, quadratische Form mit kurzer Lende, eher untersetzt, in den Bewegungen, aber ausserordentlich elegant und kraftvoll. Er verfügt über eine glatte Körperbehaarung mit gewellten Fahnen an Vorder- und Hinterläufen. Der Epagneul Breton kommt in 5 Farben vor, weiss-orange, weiss-schwarz, weiss-kastanienbraun, tricolore weiss-schwarz-orange und tricolore weiss-kastanienbraun-orange.
Charakterlich ist - wie bereits erwähnt - der Anschluss an den Meister für den Hund von grösster und für seine jagdlichen Leistungen von entscheidender Bedeutung. Sein Temperament lässt sich mit etwas Verständnis zügeln und nutzbringend einsetzen. Trotz des angeborenen, ausgeprägten Bewegungsdranges lässt sich der Breton auch auf kleinerem Raum halten. Was aber für alle Hunderassen gilt, hat auch für den Epagneul Breton volle Gültigkeit: Seine Erziehung muss gewährleistet sein. Diese fängt bereits beim älteren Welpen mit der Stubendressur an und führt dann beim Junghund über die Grundausbildung zum Begleithund. Auf dieser Ausbildungsstufe wird dann jener Hundehalter mit seinem Breton stehen bleiben, wenn er seinen Hund nicht jagdlicht abführen will - der Jäger hingegen wird seinen Breton der ursprünglichen Bestimmung zuführen: der Jagd.
Die Vielseitigkeit des Vorstehhundes bedingt eine konsequente und fachgerechte Ausbildung. Hier stossen wir auf die bei allen Vorstehhunderassen aktuelle Schwierigkeit: Die Ausbildung im Fach "Feldarbeit". Wir sollten über die Möglichkeit verfügen, den Junghund in niederwildreichen Revieren besonders auf Federwild abzuführen. Leider sind diese Reviere in der Schweiz äusserst selten - Reviere in Süddeutschland und im Elsass ermöglichen hier eine bessere Übungs- und auch Jagdgelegenheit. Auch später, nach dem Erreichen der gesteckten Ausbildungsziele, wird nur die wiederholte Übung den Jagdhund auf diesem hohen Stand des Könnens erhalten.
Die Zucht des Epagneuls Breton in der Schweiz wird durch ein entsprechendes Zuchtreglement verbindlich geregelt. Verantwortlich und kompetent für die Vollziehung dieser Zuchtvorschriften ist der Club suisse de l'Epagneul Breton et autres Epagneuls français. Der Club wurde 1969 gegründet und zählt heute rund 170 Mitglieder.